Unverträglichkeit oder Intoleranz – wo liegt der Unterschied?
Was ist der Unterschied zwischen Intoleranz und Unverträglichkeit? Und was bedeutet das für deinen Bauch? Ein ehrlicher Erfahrungsbericht über Laktose, Fruktose, Gluten & Histamin – mit einer Prise Humor und Klartext.


(Spoiler: Ich habe sie alle gesammelt.)
Wenn es um den eigenen Bauch geht, wird man mit der Zeit sehr erfinderisch. Und misstrauisch. Und irgendwann auch ziemlich genervt von Begriffen wie Unverträglichkeit, Intoleranz, Sensitivität und „Das ist psychosomatisch“.
Da hilft nur eines: Aufklären. Mitten aus dem Leben. Meinem Leben, um genau zu sein – denn ich bin quasi ein Panini-Sammelalbum der Intoleranzen.
Meine persönliche Intoleranz-Kollektion
Alles begann im Jahr 2005. Ich war jung, ich war ahnungslos, und ich war… ziemlich aufgebläht. Nicht so ein bisschen „puh, die Hose kneift“-aufgebläht, sondern ballonartig, schmerzhaft, sofortiger Fluchtreflex zur nächsten Toilette-aufgebläht.
Ich ging also zum Arzt. Und was sagte der gute Mann?
„Laktoseintoleranz? Ach was, das ist ganz selten.“
Ich bestand trotzdem auf einen Test – und siehe da:
„Ihre Blutkurve sieht ja aus wie aus dem Lehrbuch.“
Na sowas.
Aber damit nicht genug.
2011: Fruktoseintoleranz.
2018: Glutenunverträglichkeit.
Und Histamin? Mein ewiger Verdacht, mein heimlicher Endgegner – zumindest hormonell gesehen.
Unverträglichkeit oder Intoleranz – was denn nun?
Jetzt aber mal Butter (laktosefrei, versteht sich) bei die Fische:
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Unverträglichkeit und Intoleranz?
1. Intoleranz = Enzymmangel oder Transportproblem
Bei Intoleranzen geht es in der Regel um ein konkretes physiologisches Problem, meist ein fehlendes oder defektes Enzym. Klassiker:
Laktoseintoleranz: Es fehlt an Laktase, dem Enzym, das Milchzucker spaltet.
Fruktosemalabsorption (oft auch Fruktoseintoleranz genannt): Fruchtzucker kann im Dünndarm nicht richtig aufgenommen werden.
Histaminintoleranz: Der Abbau von Histamin im Körper funktioniert nicht richtig, oft wegen eines Mangels am Enzym DAO (Diaminoxidase).
Hierbei geht es also nicht um eine Immunreaktion, sondern um einen Stoffwechselprozess, der aus dem Ruder läuft. Blähungen, Bauchkrämpfe, Durchfall oder auch Kopfschmerzen, Hautausschläge und Erschöpfung können die Folge sein.
2. Unverträglichkeit = Überempfindlichkeit ohne Entzündung
Der Begriff Unverträglichkeit wird oft als Sammelbegriff verwendet – besonders im Alltag. Medizinisch gesehen spricht man hier gerne von Sensitivitäten oder nicht-allergischen Reaktionen, z. B.:
Glutenunverträglichkeit (Nicht-Zöliakie-Weizensensitivität): Keine nachweisbare Autoimmunreaktion (wie bei Zöliakie), aber trotzdem Beschwerden nach dem Verzehr.
Histaminintoleranz kann je nach Quelle auch unter „Unverträglichkeit“ fallen, je nachdem, ob der Fokus auf dem Enzymmangel oder der Reizüberempfindlichkeit liegt.
3. Allergie ≠ Intoleranz
Zur Vollständigkeit: Allergien sind wieder eine ganz andere Baustelle. Da spielt das Immunsystem verrückt und startet eine (oft gefährliche) Entzündungsreaktion. Das hat mit Intoleranzen oder Unverträglichkeiten nichts zu tun – auch wenn sich die Symptome teilweise ähneln können.
Warum diese Unterschiede wichtig sind
Ganz einfach: Weil die Behandlung unterschiedlich ist.
Ein Enzymmangel lässt sich manchmal durch Enzympräparate ausgleichen (z. B. Laktasetabletten), während eine Unverträglichkeit meist eher bedeutet: Vermeiden, austesten, individuell herausfinden, was geht und was nicht.
Und wenn man’s ganz genau nimmt, bräuchten wir eigentlich eine neue Sprache für das alles. Denn egal ob Intoleranz, Unverträglichkeit oder Sensitivität – was bleibt, ist oft ein diffuses Leiden und die ewige Suche nach dem „Was hat das jetzt wieder ausgelöst?“
Fazit: Willkommen im Club?
Wenn du diesen Beitrag liest, weil du selbst das Gefühl hast, dass irgendwas mit deinem Essen nicht stimmt, dann sage ich:
Willkommen im Club.
Du bist nicht verrückt. Du bildest dir das nicht ein. Und du bist vor allem nicht allein.
Es gibt Hoffnung – auch wenn sie manchmal laktose-, fruktose- und glutenfrei daherkommt.
Lust auf mehr Ehrlichkeit, Bauchgefühl und hormonellen Wahnsinn?
Dann bleib dran. Beim nächsten Mal geht’s vielleicht um das Thema: „Warum mein Körper beim Eisprung die Nerven verliert.“
Oder auch: „Histamin, Hormone und Hysterie – wie viel Drama ist normal?“
Bis dahin: Iss, was dir bekommt – und den Rest lassen wir einfach stehen.